Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat am 15.12.2022 die Ergebnisse einer von ihr beauftragten Studie veröffentlicht, die von den Professorinnen Eva-Marie Kessler und Lisa Maria Warner von der MSB Medical School Berlin durchgeführt wurden.
Sie macht deutlich, dass negative Stereotype und Rollenklischees über ältere Menschen in Deutschland weit verbreitet sind. Das betrifft vor allem auch ihre Rolle in beruflichen und gesellschaftlichen Kontexten. Mehr als die Hälfte sagt, ältere Menschen trügen nicht entscheidend zum gesellschaftlichen Fortschritt bei.
Grundlage der Studie bildet eine bevölkerungsrepräsentative telefonische Befragung von 2.000 Personen ab 16 Jahren im Januar 2022. In der Studie wurde deutlich, dass das Faktenwissen über die Menschen im Alter lückenhaft ist, so wird z.B. der Anteil der Menschen über 70 Jahre in Deutschland von mehr als 70% höher eingeschätzt als er ist. Durchschnittlich wurde er bei 30 % eingeschätzt, tatsächlich sind es 18 %. Auch wurde die Zahl der Menschen ab 70, die in Pflegeheimen wohnen, von mehr als 80 % höher eingeschätzt, tatsächlich liegt er bei 6 %.
Differenzierte und vielseitige Altersbilder fördern, Räume zum Austausch schaffen
Die Studie hat sehr viele Ebenen betrachtet und ein vielfältiges Bild vom Blick auf das Alter ermöglicht und zeigt so eine ganze Bandbreite verschiedener und teilweise in sich widersprüchlicher Kognitionen, Emotionen und Verhaltenstendenzen im Bereich des Altseins und des Alterns. Es lohnt sich, die Ergebnisse genauer anzuschauen.
Auch die Handlungsableitungen sind komplex angelegt. Die Autorinnen geben die Empfehlung ab, dass öffentliche, zivilgesellschaftliche und privatwirtschaftliche Institutionen Angebote machen sollen, die differenzierte und vielseitigere Altersbilder fördern. Die Angebote sollten niedrigschwellig und zielgruppenspezifisch ausgerichtet sein. Sofern digitale Angebote gemacht werden, dürfen diese nicht dazu führen, dass ältere Menschen von ihrer Teilnahme ausgeschlossen werden.
Auch die Schaffung von Räumen des Austausches, in denen Menschen in der zweiten Lebenshälfte ihr eigenes Alterserleben reflektieren und planen können (zum Beispiel Lebens- und Zukunftsplanung in den Bereichen des Wohnens, der Gesundheit, des sozialen Engagements und des Nachlasses) wird empfohlen wie auch Möglichkeiten zum generationenübergreifenden Austausch über wahrgenommene Ungleichheiten zwischen Altersgruppen beziehungsweise Generationen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene.
Weitere Informationen und die Studie zum Herunterladen finden Sie hier.