Zu diesem Thema hat der MDR Aktuell am 13. 07. 2024, ein Interview gesendet.
Der Bundesverband Wohnen und Stadtentwicklung fordert ein besseres Alternativangebot für ältere Menschen, die in zu großen Häusern und Wohnungen leben. Der Zensus 2022 hatte ergeben, dass Senioren im Schnitt 20 Quadratmeter mehr Wohnfläche zur Verfügung haben als der Durchschnittsbürger.
MDR AKTUELL hat darüber mit Bernhard Faller gesprochen. Er arbeitet beim Bundesverband Wohnen und Stadtentwicklung und forscht zu dieser Thematik.
Zum einen geht es die Frage, warum das so ist, dass Menschen aus den großen Familienwohnungen nicht ausziehen.
Da gibt es verschiedenen Faktoren. Zum einen steigt mit der Wohndauer die Bindung an die eigene Wohnung, an das eigene Quartier, an das soziale Umfeld. Da hat man Vereine oder Bekannte und Freunde. Also es fällt mit zunehmender Wohndauer schwer, umzuziehen. Gerade wenn man auch älter wird, ist der Umzug selbst auch eine hohe Belastung.
Zum anderen ist es ein Problem des Geldes. So ist die neue Wohnung, die dann kleiner sind, häufig teurer als ihre alte. Auch diejenigen, die das bezahlen könnten, finden das absurd und ziehen nicht um.
Die zweite Frage ist die nach den Ideen und Modellen, wie man aus diesem Dilemma rauskommt?
Bernhard Faller gibt zu, dass es bei aller Diskussion dazu nicht wirklich besonders tragfähige Ideen bzw. keine erprobten, wirkungsvollen Ansätze gibt.
Wie aus der Forschung bekannt ist, haben Menschen eine hohe Ortsbindung, sie würden, wenn sie denn umziehen, gern irgendwo in ihrem Quartier unter Beibehaltung der sozialen Bezüge, unter Beibehaltung des Umfeldes umziehen. Das ist oft nicht möglich in homogenen Quartieren, da gibt es kaum Alternativen.
Deshalb ist ein Ansatzpunkt, homogene Strukturen mit anderen Wohnformen anzureichern. Man kann da auch an spezielle Wohnformen für Senioren oder irgendwelche Gemeinschaftsprojekte denken, aber auch ganz normale Geschosswohnungen für die Senioren.
Und solche Alternativen vor allem für die Gruppe, die 55, 60 Jahre alt sind, wo die Kinder gerade aus dem Haus sind.
Daraus ergeben sich auch Wünsche und Forderungen an die Politik.
Bernhard Faller betont, dass es gilt, alternative Angebote für Menschen in der postfamiliäen Phase zu verstärken im Umfeld, im Quartier, durch Neubau oder Aktivierung von Bestandsgebäuden. Auch die Senkung der Transaktionskosten, die anfallen, wenn man sein Haus verkauft, sollte nachgedacht werden.
Das gesamte Interview können Sie hier nachlesen bzw, nachhören.