Der Sozialbericht 2024 der Bundeszentrale für Politische Bildung hat sich in diesem Jahr auch der Frage gewidmet: Wie gut sind wir aufs Alter vorbereitet?
Mit dem demografischen Wandel ist eine Alterung der Bevölkerung verbunden. Seit 1990 ist der Anteil der über 65-Jährigen in Deutschland von 15 auf 22 % im Jahr 2022 gestiegen. Die Gesundheit und das Wohlbefinden älterer Menschen haben sich im Zeitverlauf durchschnittlich verbessert. Nach dem Eintritt ins Rentenalter können die meisten Menschen somit noch zahlreichen Jahren im Ruhestand entgegensehen. Dennoch steigt mit zunehmendem Alter das Risiko körperlicher und kognitiver Einschränkungen und Erkrankungen.
Da die Lebensphase Alter ein zunehmend bedeutsamer Teil des gesamten Lebensverlaufs geworden ist, wird es immer wichtiger, sich frühzeitig auf diese Lebensphase vorzubereiten. Das betrifft sowohl die finanzielle Vorsorge als auch die Fragen, wie ich mich auf mögliche gesundheitliche Einschränkungen vorbereite.Hierzu zählt auch die Frage, wie meine Wohnung für das Alter geeignet ist.
Barrierearm wohnen
Deshalb widmet sich das Kapitel 2.7.2. des Berichtes dem Thema „Wohnen im Alter“. Die Autoren nehmen vor allem unter die Lupe, wie barrierearm die Wohnbedingungen der Älteren heute ist. Zu den wichtigsten Voraussetzungen von Alltagsmobilität im Wohnbereich gehören der barrierefreie Zugang zur Wohnung beziehungsweise zum Haus und ein stufen- und schwellenloser Zugang zu den Zimmern. Deshalb konzentrieren sie sich auf dieses Merkmal für ihre Datenanalyse.
So wurde ermittelt, dass 2023 nur 18 % der 65-79-jährigen und 28 % der über 80-jährigen barrierearm wohnen. Dabei finden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern oder Wohnregionen. Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen lebten mit 19 % zwar überdurchschnittlich oft in barrierearmen Wohnungen, die große Mehrheit (81 %) wohnte jedoch nicht barrierearm.
Personen mit Wohneigentum lebten nur etwa halb so oft barrierearm wie Personen, die zur Miete wohnten. Vor allem Einfamilien- oder Zweifamilienhäuser mit mehreren Etagen sind oft nicht barrierearm. Viele Ältere, die schon lange in ihrem Haus wohnen, haben sich an ihre Wohnbedingungen gewöhnt und können unter Umständen Kosten und Aufwand für Umbauten nicht mehr aufbringen. Weder Bildung noch Einkommen weisen einen signifikanten Zusammenhang mit dem barrierearmen Wohnen auf.
Umzugsbereitschaft im Alter
Neben barrierearmem Wohnen gewinnt die Planung von Umzügen in altersgerechte Wohnungen, Betreutes Wohnen oder Seniorenresidenzen immer mehr an Bedeutung. Die Anpassung der Wohnsituation kann die Selbstständigkeit im täglichen Leben fördern, soziale Interaktionen und Gemeinschaftsaktivitäten erleichtern und individuell angepasste Unterstützung und Pflegeleistungen ermöglichen. Deshalb untersuchten die Wissenschaftler die Umzugsabsichten der Gruppe ab 65 Jahre in verschiedene Wohntypen.
Bei den ab 65-Jährigen zogen 10 % einen Umzug in eine altersgerechte Wohnung in Erwägung, 12 % den Umzug in Betreutes Wohnen und 8 % den Umzug in eine Seniorenresidenz.
Hinsichtlich des Umzugs in altersgerechte Wohnungen fällt auf, dass Hochaltrige ab 80 Jahren deutlich seltener (3 %) einen solchen Umzug planten als Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren (13 %). Der nächste Umzug vieler Hochaltriger führt vermutlich oft in eine Pflegeeinrichtung. Auch partnerlose verwitwete Personen planten mit 5 % vergleichsweise selten einen Umzug in eine altersgerechte Wohnung.
In Bezug auf einen Umzug in Betreutes Wohnen zeigt sich, dass Hochaltrige (ab 80 Jahren) weniger geneigt waren, in diese Wohnform zu ziehen, als Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren.
Bezüglich des Umzugs in ein Seniorenwohnheim oder eine Seniorenresidenz zeigen sich Geschlechterunterschiede: Frauen planten mit 5 % seltener einen solchen Umzug als Männer (12 %).
Wohnregion, Bildung, Einkommen und gesundheitliche Einschränkungen zeigen keinen signifikanten Zusammenhang zu den Umzugsplänen in die betrachteten Wohnformen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zur Altersvorsorge beim Wohnen belegen, so der Bericht, dass die Wohnmobilität im höheren Alter stark abnimmt, auch wenn die Wohnbedingungen unter Umständen nicht altersadäquat sind. Umbauten und Umzüge werden im Alter zu einer Belastung, die sich viele Ältere nicht mehr zumuten können oder wollen. Diese Erkenntnisse legen zum einen nahe, bereits in einer Lebensphase vor dem hohen Alter die Wohngegebenheiten den Wohnbedürfnissen anzupassen. Zum anderen sollten Programme entwickelt werden, die älteren Menschen Unterstützung beim Umzug oder bei altersgerechten Umbauten bieten. Diese Programme könnten finanzielle Unterstützung, Beratungsdienste und Hilfe bei der Wohnungssuche umfassen.
Der Sozialbericht (vormals Datenreport) wird von der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung herausgegeben.
Hier finden Sie das Kapitel zum "Wohnen im Alter" und hier den gesamten Sozialbericht 2024 der Bundeszentrale für Politische Bildung.